Juliane und Ronny Marko "Kultberg"

Wann und mit welcher Motivation habt ihr gegründet? 

Juliane: Wir gründeten als GbR im Juli 2019, ich im Haupterwerb, Ronny im Nebenerwerb. Er hatte bis dato eine Anstellung als Tontechniker an der Neuen Bühne Senftenberg.

Ronny kommt aus Altdöbern und machte seine Ausbildung in Erfurt. Ich selbst komme aus Arnstadt in der Nähe von Erfurt. Von 2006 bis 2009 lernte ich Veranstaltungskauffrau in Frankfurt/Main, dort haben wir uns dann in derselben Firma für Veranstaltungstechnik kennengelernt. Er war anleitender Techniker, ich die Auszubildende.

Später haben wir uns unabhängig voneinander in Berlin beworben, sind über Umwege aber erneut bei derselben Firma gelandet.

Ronny: Juliane ist vorgezogen (wenige Tage, dann wurde mein Vertrag gekündigt, gleichzeitig brach ich mir den Fuß und war dann vorrübergehend krankgeschrieben, aber immerhin in der Nähe (KH Senftenberg, Elternhaus) und ich kam im Spätsommer 2009 ebenfalls zu Jules Firma als Techniker mit rein. Knapp 10 Jahre lebten wir dann gemeinsam in Berlin, haben auch immer wieder Weiterbildungen gemacht. Ich machte den Meister für Veranstaltungstechnik im Bereich Bühne/Studio, Jule den Veranstaltungsfachwirt – das war etwa 2013/2014. Wir haben viel, aber gern gearbeitet. Mitunter waren 80-Stunden-Wochen die Regel. Wir haben immer deutlich mehr Aufgaben übernommen, als eigentlich von uns erwartet wurden. In den Jahren hatten wir so einige bekannte Stars oder Politiker auf der Bühne gehabt, da war eines Tages die Frage: „Was kommt jetzt noch?“

Also wechselten wir nochmal die Firmen. Durch die Geburt unserer Tochter 2017 kam es letztlich zu der Überlegung, ob wir es als Eltern in Altdöbern in der Nähe meiner Eltern besser haben könnten. Nur gab es dort kaum eine Möglichkeit einen veranstaltungstechnischen Beruf auszuüben. Demzufolge wollten wir irgendeinen Job annehmen, Hauptsache Job, um unsere Leidenschaft für Veranstaltungen dann als Hobby auszuführen. Unser Fokus fiel dabei auf den Jugendclub, der nicht mehr als Club am Weinberg e.V. geführt wurde, sondern nur noch Kinder- und Jugendpflege bis 14 Jahre anbot, jedoch keinerlei Konzerte oder Discos. Wir entschieden uns, ihn zu einer kleinen Musikkneipe auszubauen und an den Wochenenden dort wieder etwas Programm anzubieten.

Juliane: Über einen Kumpel sind wir dann an den Bürgermeister Altdöberns herangetreten, zur selben Zeit – so etwa August 2018 – wurde bekannt gegeben, dass das Schützenhaus (am Jugendclub anliegend) im kommenden Jahr nicht weitergeführt würde, eine Neuverpachtung sah der Bürgermeister als kritisch, sofern wir nebenan schon eine neue Kneipe führen würden. So kam er zu dem Schluss, dass wir lieber das Schützenhaus übernehmen sollten, notfalls mit dem Jugendclub zusammen. Da mussten wir erstmal gründlich überlegen. Er gab uns eine Woche Bedenkzeit.

Im Frühjahr 2019 wollten wir dann rein, haben uns Eventformate überlegt, wie wir die Kneipe betreiben wollten. Es dauerte dann jedoch noch bis September 2019, bis wir tatsächlich rein konnten. 

 

Was genau bietet das Kultberg den Menschen?

Wir sagen immer: Wer das Kultberg noch nicht kennt, war noch nicht da. Das Kultberg Kulturhaus am Weinberg ist ein „dritter Ort“, der sich zwischen Zuhause und der Arbeit befindet. Zu den Räumlichkeiten gehören auch zwei Säle. Zum einen ist es eine Kneipe und Bar mit Imbiss. Aber es hat noch mehr zu bieten. Wir vermieten das Haus bzw. die Räume für Konferenzen, Seminare, Partys oder Hochzeiten. Wir führen aber auch unsere eigenen Veranstaltungen durch – Konzerte, Networking-Events, Kindertag + Halloween machen wir immer etwas Cooles für die Kids, evtl. gibt es mal einen Mittelaltermarkt oder Flohmärkte. Offenheit, Lockerheit, Frohsinn und Kinderfreundlichkeit stehen bei uns im Vordergrund. 

Darüber hinaus haben wir zum Lockdown 2020 ein kleines Tonstudio aufgebaut, damit junge, regionale Bands eine Chance haben ihre Musik aufzuzeichnen.

Einmal im Monat findet der „O-Ton“ statt, eine angeleitete offene Bühne, bei der die Teilnehmenden die Chance bekommen, selber einmal mitzuspielen.

Ab Herbst wird es wieder den Metal-Mettwoch geben.

Abgesehen von unserer Örtlichkeit bieten wir als Agentur auch die Vermittlung von Tontechnik, Caterings, Ausstattung + Dekoration, Zusatzangeboten wie Spielelemente, Fotoboxen etc. an. Als „Eventprofis“ planen und leiten wir dieses Jahr erstmals die Parksommerträume Altdöbern mit an (u.a. mit Serenadenkonzert, Walking Acts + Theater im Park um das Schloss Altdöbern herum). Und so langsam werden wir als Art Veranstaltungsagentur wahrgenommen, diese Branceh steckt hier in der Region allerdings noch in den Kinderschuhen.

Bisher lief es zu zweit sehr gut, wir hatten jetzt zusätzlich einen Langzeitpraktikanten. Jedoch ist es weiter schwierig, bisher konnten wir noch kein komplettes Wirtschaftsjahr als „offen“ verzeichnen. Durch die Lockdowns hatten wir sogar bis Juli 2021 länger geschlossen als geöffnet seit der Neueröffnung des Hauses November/Dezember 2019. So fiel z.B. auch mehrfach das zu reanimierende Weihnachtkonzert aus, das wir ganz groß geplant hatten. 

 

Wie konnte euch die Zukunft Lausitz bei der Gründung helfen?

Jule: Durch Recherche sind wir auf das Gründungszentrum gestoßen. Wir suchten nach Hilfe, da wir keine Ahnung von Geschäftsführung, Förderprogrammen und Gründung hatten. Unser Konzept stellten wir dann im Erstgespräch erst mit Franzi und später mit Marcel vor. Ein Jahr lang wurden wir von unserem Coach begleitet, haben ein paar der Kurse besucht und schrieben dann gemeinsam den Businessplan und beantragten die notwendigen Finanzmittel.

 

Was ist das Schönste an eurem Job?

Juliane: Am meisten gefällt mir, dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann. Es passiert jeden Tag etwas anderes. Ich kann nach eigenem Ermessen entscheiden. Ich spüre jeden Tag, dass Kleinigkeiten wie Offenheit und Kontaktfreudigkeit viel bewirken können. So macht es umso mehr Spaß viele Leute kennenzulernen. Auch das Netzwerk ist ein tolles Gefühl von Verbundenheit.

 

Habt ihr Tipps für andere Gründer:innen?

Juliane: Selbst mit den Vorkenntnissen, die ich hatte, fand ich die Themen Steuern und Buchhaltung trotzdem extrem wichtig. Ihr solltet wissen, was auf euch zukommt.

Ein guter Steuerberater, der sich auch mit der jeweiligen Branche auskennt, ist wichtig. Genauso dürft ihr das Netzwerk nicht unterschätzen. Es dauert immer eine Weile, bis es so richtig losgeht – Geduld ist der Schlüssel!

Ronny: Egal, welchen Hürden ihr gegenübersteht. Verständnis füreinander sollte immer da sein, denn manches geht halt einfach nicht anders. Eine offene Grundeinstellung öffnet Türen.

 

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