Jefferson Da Silva "Bellessa + El Chico + Locos"

Wann habt ihr gegründet? Mit welcher Motivation habt ihr gegründet?

Die Idee etwas Eigenes zu schaffen, entstand schon 2015/2016 im Gespräch mit meinem Freund Steven. Als dieser nach Neuseeland ging, führten wir wöchentlich Skypegespräche und besprachen unsere Ideen. Als er zurück war, kam auch Leon ins Boot, der unser Experte für die Buchhaltung wurde. Ich hatte zuvor eine Ausbildung als Tourismusassisstent gemacht, 7,5 Jahre war ich im Mosquito und dreieinhalb Jahre Restaurantmanager. Dann studierte ich noch 3,5 Jahre BWL VWA in Cottbus. Ich wollte überall durchsehen und die Hintergründe kennen, bevor ich etwas Eigenes startete.

Mitte 2019 haben wir dann das Restaurant Bellessa, die Bar El Chico und die Zigarrenbar Locos eröffnet, gegründet hatten wir die Stile GmbH schon im Januar. Cottbus brauchte einen zweiten Hotspot, deshalb fingen wir in der Friedrich-Ebert-Straße an.

 

Was genau machst du? Was ist das Besondere an deinem Restaurant?

Wir führen im Eberthof ein südamerikanisches (also länderübergreifendes) Restaurant mit einer offenen Küche, in der man zuschauen kann, wie das Essen zubereitet wird. Innen ist es bunt und grün und zusammen mit dem Innenhof kommt das Gefühl auf, ein bisschen woanders zu sein.

Die Mittagsgerichte werden wöchentlich neu angeboten. Unsere Saisonkarte wird alle 3 Monate angepasst. Auf dieser Karte stehen 11-12 traditionelle und moderne Hauptgerichte, wie zum Beispiel das brasilianische Nationalgericht Feijoada. Die Kellner beraten und helfen bei jeglichen Fragen gern. Denn oft enthält das Essen exotische Zutaten, von denen viele noch nie gehört haben.

Zusammen mit meinen Geschäftspartnern führen wir auch noch die Zigarrenbar Locos sowie die Bar El Chico. Alle drei Namen sind auf die familiäre Vorgeschichte zurückzuführen.

Besonders ist auch der Zusammenschluss aus allen Geschäften im Eberthof. Untereinander erlauben sich die Restaurants, dass man von jedem bestellen kann, worauf man Lust hat, egal wo man sitzt. So besuchen uns mehr Gäste, da diese alles bekommen, was sie wünschen.

 

Wie konnte euch die ZL bei deiner Gründung helfen?

Zusammen mit meinen Geschäftspartnern haben wir ein Konzept geschrieben, uns bei der Zukunft Lausitz Tipps dazu geholt und dieses mit den anderen Restaurants abgesprochen. Für die Geschäfte auf dem Eberthof war es uns wichtig, dass wir zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Da Sweet Candy beispielsweise vom Kaffee- und Kuchengeschäft lebt, bieten wir so etwas nicht an.

Wir bekamen auch Marketingtipps, wir sollten größer an die Sache herangehen, Mut beweisen. Dort halfen uns auf jeden Fall erfahrene Leute, die uns motiviert haben. So bildete sich auch ein neues Bild über die Stadt und ihre Einwohner, sodass wir uns an die Lausitzer anpassen konnten.

Geholfen beim Businessplan schreiben für die Finanzierung, die wir auch bekommen haben.

 

Was ist das Schönste an eurem Job?

Ich kann meinem Bedürfnis nachgehen, etwas zu schaffen, was Spuren hinterlässt. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.

Auch das Feedback von den Gästen tut gut. Dabei meine ich nicht unbedingt Komplimente zum Essen, sondern die Überraschung und das Staunen, dass es hier in Cottbus ein südamerikanisches Restaurant gibt.

Ich will den Leuten da draußen gern zeigen, dass Cottbus gar nicht so steif ist, wie alle denken.

 

Gab es Hürden auf eurem Weg?

Die erste Hürde gab es schon damals, als ich nach Deutschland kam. 3 bis 4 Monate habe ich kein Wort verstanden, das war eine herausfordernde Zeit. Danach machte es irgendwie Klick und dann lief es.

Die zweite Hürde ist sicherlich die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen. Wir hatten durch Corona nur eineinhalb Jahre offen und nach dem Lockdown brauchte es einen Monat Anlaufzeit, bis es wieder richtig gut lief. 2021 kam dann der richtige Durchbruch. Da benötigten wir so viele Plätze im Bellessa, dass wir vom Kisu und El Chico Tische und Stühle heranholen mussten.

Eine tägliche Hürde, der wir uns gerne stellen, sind die frischen Zutaten. Da mussten wir Lieferanten überzeugen, dass sie manche Lebensmittel extra für uns liefern, z.B. Jackfruit, die wir 5 Tage vorher bestellen müssen, oder Schwertfisch, da wir keine gefrorenen Lebensmittel einkaufen wollen. Anfangs mussten wir manchmal durch ganz Cottbus oder nach Berlin fahren und nach Zutaten fragen, die nicht lieferbar waren.

 

Habt ihr Tipps für andere Gründer?

Man sollte es einfach probieren und wenn es schiefgeht, geht es eben schief. Scheitern ist zwar in der Gesellschaft verpönt, aber es gehört dazu. Es ist eine von vielen möglichen Optionen. Sollte es wirklich dazu kommen, kann man immer etwas daraus lernen.

Es ist schlau, in dem Feld tätig zu werden, in dem man sich selbst gut auskennt. Erfahrungen sind von großer Bedeutung.

Ich habe gelernt, man sollte beim Startkapital definitiv mit mehr Finanzen rechnen, als man einplant.

Du willst den Genuss sehen, bevor du ihn isst?