Wie kam es zu deiner Gründung?
Ich wusste schon im Abi, dass ich in die Backstube meiner Eltern in Altdöbern einsteigen will, hatte aber auch eigene Ideen im Kopf. Nach meinem Abi folgte also der Bachelorabschluss für BWL, ich studierte in Magdeburg und Cottbus. Danach machte ich eine Konditorausbildung. Ein halbes Jahr später fing ich mit dem Meister an. Als ich dann erstmal bei meinen Eltern arbeitete, suchte ich nach einer Räumlichkeit in Altdöbern für mein eigenes Café. Ich finde, man braucht ein Gefühl für den Ort, es ist hilfreich, die Leute zu kennen. Es war darüber hinaus vorteilhaft für meine Gründung, dass die Backstube meiner Eltern bereits einen guten Ruf hatte.
Über eine Empfehlung fand ich zu einem Gebäude, das kurz zuvor zwangsversteigert wurde. Nach einigen Gesprächen mit dem damaligen Besitzer wurde aus der abgesprochenen Miete eine Kaufoption. Obwohl ich erst absagte, nahm ich das Angebot dann doch an, denn sonst wären alle bisherigen Pläne hinfällig gewesen. Dann hieß es Bangen um die Zusagen für die Förderungen.
Als diese kamen, hatte ich für die Einrichtung des Cafés bereits konkrete Vorstellungen. Die alten Sessel habe ich z.B. in Trödelgeschäften in Schweden gekauft. Die Trebschuh Architekten-Geschwister unterstützten mich mit guten Ideen für die Inneneinrichtung.
Gegründet habe ich mein Café dann am 21. Mai 2020 als Einzelunternehmen.
Wie läuft dein Café bisher? Was sind weitere Ziele für die Zukunft?
Im Businessplan waren fünf Angestellte geplant, jetzt haben wir 14 feste Mitarbeiter:innen. In der Backstube meiner Eltern arbeiten weitere 13 Mitarbeiter, von denen sieben für die Produktion zuständig sind. Im Café sind außerdem 20 Schüler geringfügig beschäftigt. Dazu kommt merkbar mehr Kundenzuspruch und damit verbunden auch mehr Kunden. Ich kann also schon sagen, dass es echt gut läuft. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Ziel ist auf jeden Fall, auf dem Hof einen Hofladen zu integrieren. Wir wollen wieder mehr Veranstaltungsmöglichkeiten anbieten und planen z.B. wieder Backkurse.
Wir sind zwar mit den Keksen in den Supermarkt gelistet, wollen das mit unserem Eis aber genauso erreichen. Das ist aber nicht so einfach, weil wir zudem gut ausgelastet sind.
Was genau machst du? Mit welchem Wunsch kommen die Kunden zu dir?
Das Café Schauwerk ist ein Erlebnis-Café. Hier kann man feiern, Aktivitäten nachgehen oder beim Herstellungsprozess unserer Produkte zuschauen. Die Backstube ist von der Straße und vom Hof aus einsehbar und gewährt einen Einblick in unser Handwerk. Wir produzieren darüber hinaus auch unser eigenes Eis. Natürlich bieten wir noch mehr an: über Torten und Kuchen, Backwaren, Brot und Brötchen aller Art, bis hin zu Handelswaren von anderen Partnern aus der Region (felicitas, Öl & Gut, Scharfes Gelb), Wein aus der Region und andere Kleinigkeiten (frische Landeier).
Wir haben auch unsere eigenen Bienen und bieten Honig und Bienenwachskerzen an. Ein paar der Bienen sieht man sogar hinter einer Glasscheibe im Café.
Mit dem Café Schauwerk befinden wir uns in der oberen Preisklasse, wir backen seit vielen Jahren mit Liebe und Leidenschaft für das Handwerk. Daher auch eine hohe Qualität, sämtliche Sonderwünsche (Torten und Eis) – sind möglich, egal ob klein oder groß. (u.a. für Hochzeiten oder Kindergeburtstag)
Wie konnte dir die ZL bei deiner Gründung helfen?
Bei einer Veranstaltung in Senftenberg traf ich Franzi am Infostand. Ich erzählte ihr von meiner Idee und war anscheinend richtig bei ihr. So wurde aus einem Gedanken das große Projekt, das es nun ist.
Es hilft immer, kritisch hinterfragt zu werden. Vor allem der Businessplan war wichtig für mich, für die notwendige Finanzierung und die Verhandlungen mit der Bank – das Team der Zukunft Lausitz hat das nötige Knowhow dafür. Ich bin mir sicher, die Absicherung über eine Bürgschaftsbank wäre schwer geworden, wenn ich nicht einen Gründungsberater gehabt hätte.
Auch im Nachhinein habe ich immer noch Kontakt zu Marcel, Franzi und Matthias, sie waren auch schon bei mir, für eine allgemeine Beratung wegen der Backstube. Durch die Zukunft Lausitz beliefern wir jetzt die Slawenburg Raddusch mit Eis, und auch unsere Kooperationen kamen durch den Kontakt zur Zukunft Lausitz zustande. Sogar meine Steuerberaterin fand ich durch sie.
Was ist das Schönste an deinem Job?
Ich kann alle Ideen, die ich habe, direkt umsetzen. Nicht erst verteidigen, wie man es sonst gewohnt ist. Dadurch ist es leichter, dem Unternehmen den eigenen, persönlichen Touch zu geben.
Mir gefällt sehr, dass ich mit dem Café Schauwerk beweisen kann, dass es funktioniert, und das nicht nur in der Stadt. Kunden kommen herein und sagen:
„Mensch, man denkt ja, man ist in Berlin!“
Das habe ich mir immer fürs Ländliche gewünscht. So gibt es nun auf dem Land einen Treffpunkt für die Menschen. Dazu tragen auch die Backkurse bei oder die Kreativtage und andere Veranstaltungen. Die Leute freuen sich über die Aktivitäten, wollen ja auch etwas dazulernen und sie schätzen das Handwerk auf einmal ganz anders wert. Bei uns findet ein reger Austausch zwischen Kunden und Bäckern statt – das macht es so schön hier zu sein.
Gab es Hürden auf deinem Weg?
Für die Gastronomie, also auch für mein Café, war natürlich die Pandemie und die Lockdowns in den vergangenen zwei Jahren ein großer Stein im Weg. Zu der Zeit haben wir angefangen unsere Kekse ins Sortiment der Supermärkte zu bringen. Andere Möglichkeiten, um Verluste aufzufangen, gab es nicht wirklich.
Dazu kamen die langwierigen Prozesse, um Baugenehmigungen wegen der Nutzungsänderung zu erhalten.
Hast du Tipps für andere Gründer?
Bei größeren Ideen bzw. Gründungen solltet ihr mehr Zeit und mehr Geld einplanen, also zusätzlich zu den erwarteten Ausgaben nochmal 10-20% zur Seite legen. Lasst euch nicht ärgern: Es dauert immer länger, als man ursprünglich geplant hat. Anfangs hat mich das ganz schön frustriert.
Seid offen für Fehler, es geht immer mal etwas schief. Auch im Nachhinein müsst ihr euch nicht scheuen, euch nochmal Tipps und Antworten von Profis zu holen und beispielsweise eure Zahlen zu besprechen. Dafür gibt es ja euren Coach/eure Coachin.
Mehr als nur ein Café!